Im Allgemeinen sind Frauen in IT- und Tech-Jobs eher selten zu finden, aber zum Glück trifft das nicht auf unser Unternehmen zu. Was macht Swisslog Healthcare aus eurer Sicht anders als andere Unternehmen?
Naima: Ich habe das Gefühl Swisslog Healthcare ist allgemein offen für neue Talente, und dabei bekommt jeder mit einer interessanten Idee eine Chance. Das Geschlecht spielt dabei einfach keine Rolle. Die Führungskräfte mit denen ich zusammengearbeitet habe sind transparent und nahbar. Mitarbeitende werden dadurch ermutigt, ihre Meinungen und Ideen zu äußern.
Giovanna: Ich sehe das ähnlich. Ich habe das Gefühl, unsere Führungskräfte haben keine Vorurteile wenn es darum geht, jemanden neu einzustellen oder Kollegen zu befördern.
Seid bitte ehrlich – wo können wir uns noch verbessern?
Giovanna: Meiner Ansicht nach wäre es gut, wenn wir als Unternehmen, oder besser gesagt als Arbeitgeber, für Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch sichtbarer werden. Ich freue mich, dass ich durch das Interview ein bisschen auf uns aufmerksam machen kann.
Naima: Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es, dass wir unter den Kolleg:innen noch deutlicher machen, wie viele Vorteile mit geschlechtergemischten und inklusiven Teams einhergehen.
Ihr seid nicht nur in MINT-Berufen tätig, sondern auch in Führungspositionen. Vor welchen Herausforderungen stehen Frauen in der Technologiebranche, die ein Team leiten?
Giovanna: Es gibt zahlreiche Artikel über die Probleme mit denen sich Frauen in Führungspositionen tagtäglich auseinandersetzen müssen: zu wenig Frauen in leitender Funktion, die andere Frauen befördern, fehlende Flexibilität, kulturell bedingter Widerstand gegen Female Leadership, Gender Pay Gap, usw. Das schlimmste für mich sind die Vorurteile, die immer noch tief in unserer Gesellschaft verankert sind. Um die zu überwinden, müssen wir schon in den Schulen anfangen. Objektiv betrachtet gibt es auch innerhalb des MINT-Bereichs Unterschiede: Es ist weniger wahrscheinlich, dass Frauen technische Bereiche wie Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren. Frauen tendieren eher zu Studiengängen wie Energie oder biomedizinisches Management.
Naima: Leider sind Unterschiede im Einkommen und den Weiterbildungsmöglichkeiten weltweit immer noch stark spürbar. Das ist weiterhin eine riesige Herausforderung.
Wurdet ihr in eurer bisherigen Laufbahn mit Vorurteilen konfrontiert? Und falls ja, wie seid ihr damit umgegangen?
Naima: Zum Glück bin ich bisher auf wenige Leute getroffen, die sich quer gestellt haben oder immer nur auf Vorschläge von männlichen Kollegen eingegangen sind. Sowas kann auch Teil unbewusster Vorurteile sein. Wenn mir so jemand begegnet, versuche ich transparent und durchsetzungsstark zu agieren. Und meine Handlungen sprechen für sich.
Giovanna: Bei mir ist es ein bisschen anders. Seit Beginn meiner Laufbahn habe ich mit Leuten zu tun, die nicht wirklich bereit sind, mit einer Frau zusammenzuarbeiten. Über die Jahre habe ich gelernt mit solchen Situationen umzugehen. Wenn ich auf ein männerdominiertes Team stoße, stelle ich mich vor, erzähle meine Geschichte und suche das offene Gespräch mit ihnen bevor ich Anweisungen gebe. Ich frage nach ihrer Meinung zu relevanten Themen. Damit schätze ich ihre Meinungen und das baut ihre unbewusste Voreingenommenheit ab. Sie respektieren mich als Kollegin und Teamleiterin und sehen nicht einfach nur mein Geschlecht. Natürlich funktioniert das auch nicht immer, aber die bisherige Erfolgsrate ist ziemlich hoch.