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Die 10-R-Regel und die Rolle von Automatisierungslösungen in Krankenhaus und Apotheke


Julian Vogelsanger
27. Februar 2024
Krankenhaus
Lesezeit: 5 Min.
Bei der medikamentösen Behandlung von Patienten im Krankenhaus muss eine Reihe von Maßnahmen eingehalten werden, damit die Behandlung zielführend und sicher ist. Eine falsche Handhabung der Medikamente kann zu einer falschen Behandlung führen, die die Genesung der Patienten verzögert, verhindert oder sogar den Zustand verschlimmert. Maßnahmen wie die 10-R-Regel sorgen dafür, die korrekte Handhabung von Medikamenten, und damit die Patientensicherheit, zu gewährleisten. Automatisierte Lösungen unterstützen die Pflegekräfte bei der Umsetzung der 10-R-Regel zielgerichtet.
Die 10-R-Regel als Leitfaden im Krankenhaus

Was ist die 10-R-Regel?

Die 10-R-Regel ist ein allgemeiner Leitfaden im Gesundheitsbereich, der eine fehlerfreie Verabreichung von Medikamenten sicherstellen soll. Verschiedene Maßnahmen im Rahmen dieser gemeinsamen Richtlinie sorgen dafür, dass auch bei einer hohen Zahl an Patienten, Medikationsfehler vermieden werden. Die 10-R-Regel hat sich als umfassende Praxis für die qualitätsgesicherte Verabreichung von Medikamenten etabliert. Ohne Unterstützung durch Automatisierungslösungen, werden die 10-R meist folgendermaßen umgesetzt:

Richtige Person

Natürlich muss sichergestellt werden, dass das Medikament dem richtigen Patienten verabreicht wird. Die Pflegekraft kann dazu den Patienten am Bett mit Namen ansprechen oder das Namensetikett überprüfen.

Richtiges Medikament

Verwechslungen passieren. Beim richtigen Medikament kann das jedoch fatale Folgen haben. Eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, um das zweite R, das richtige Medikament, zu gewährleisten kann das Vier-Augen-Prinzip sein.

Richtige Dosis

Die Medikamente müssen in der richtigen Dosis gestellt werden. Die Verordnung des Arztes gibt darüber Auskunft.

Richtige Applikationsart

Die Aufnahmegeschwindigkeit entscheidet mitunter darüber, wie und wo das Medikament verabreicht wird:

  • Topisch, also direkt am gewünschten Wirkungsort.
  • Parenteral, um den Verdauungstrakt und damit die Magensäure zu umgehen.
  • Enteral, dabei entfaltet sich die Wirkung erst im Verdauungstrakt.
  • Sublingual, wenn die Mundschleimhaut den Wirkstoff aufnimmt.

 

Der behandelnde Arzt hält die richtige Applikationsart in der Verordnung fest.

Richtiger Zeitpunkt

Ein konstanter Wirkstoffspiegel im Blut ist bei vielen Arzneimitteln wichtig, um die vollständige Wirkung zu entfalten. Der in der Verordnung festgehaltene Einnahmezeitpunkt muss daher korrekt eingehalten werden.

Auch die Nahrung spielt eine wichtige Rolle: Medikamente können auf nüchternen Magen, unabhängig vom Essen, davor, während, oder mit den Mahlzeiten eingenommen werden.

Richtige Anwendungsdauer

Ebenso wichtig wie ein konstanter Wirkstoffspiegel ist es, diesen auch über den ärztlich verordneten Zeitraum einzuhalten. Auch wenn die Symptome vom Patienten nicht mehr bemerkt werden, muss die Anwendungsdauer beachtet werden, um eine erfolgreiche Behandlung sicherzustellen.

Richtige Aufbewahrung

Hitze, Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit können Arzneimittel beschädigen. Sie müssen also kühl, trocken und lichtgeschützt aufbewahrt werden. Für manche Medikamente kann auch ein Kühlschrank zum Einsatz kommen. Wird die richtige Medikamentenlagerung nicht eingehalten, kann es dazu führen, dass Arzneimittel entsorgt werden müssen.

Richtiges Risikomanagement

Bei diesem R geht es um das rechtzeitige Erkennen von Risikoquellen. Doch da ist noch nicht Schluss: Langfristige Maßnahmen, die Medikationsfehler verhindern, müssen entwickelt und umgesetzt werden.

Richtige Dokumentation

Eine umfassende Dokumentation muss den Namen des Patienten, des Medikaments, des Arztes, Datum, Menge, usw. enthalten. Das ist unter anderem für die Abrechnung und aus versicherungstechnischen Gründen wichtig, unterscheidet sich aber je nach Einrichtung. Nicht so bei Betäubungsmitteln: Hier ist die Dokumentation seitens Gesetzgeber Pflicht.

Richtige Entsorgung

Das letzte R regelt, wie abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente sicher entsorgt werden können, denn ein normaler Mülleimer ist nicht geeignet.

Effizienz und Patientensicherheit erhöhen durch Automatisierung

Fehler passieren, weil sie menschlich sind—auch im klinischen Medikamentenmanagement. Der stressige Krankenhausalltag, mündliche Informationsweitergabe und handschriftliche Aufzeichnungen steigern das Risiko, Medikationsfehler zu begehen. Diese können sich mitunter fatal auswirken und die Gesundheit der Patienten ernsthaft gefährden.

Hier kommen Automatisierungslösungen ins Spiel. Der Transport findet dank Rohrpostsystemen bereits in vielen Krankenhäusern automatisiert statt. Doch auch Labor-, Point-of-Care- oder Apothekenautomatisierung sorgen für eine tatkräftige Unterstützung des klinischen Fachpersonals.

Krankenschwester arbeitet am ADC
Die Pflegekraft nutzt einen automatisierten Medikamentenschrank zur sicheren Auslagerung von Arzneimitteln am Point-of-Care.

Automatisierungslösungen unterstützen die 10-R-Regel

Die 10-R-Regel in Kombination mit der passenden Automatisierungslösung hebt Patientensicherheit und Effizienz auf ein neues Niveau. Sowohl in der Krankenhausapotheke als auch auf den Pflegestationen können automatisierte Lösungen sinnvoll eingesetzt werden: Kommissionierautomaten und Unit-Dose-Systeme in der Zentralapotheken oder automatisierte Medikamentenschränke (englisch: automated dispensing cabinet, ADC) auf den Pflegestationen sorgen für

  • präzise Dosierung,
  • klare Kennzeichnung sowie
  • verbesserte Planung und Dokumentation.

ADCs im patientennahen Bereich unterstützen die 10-R-Regel

Automatisierte Medikamentenschränke können verschiedene Arzneiformen einlagern und sorgen für eine korrekte Entnahme. Sie speichern alle Informationen, die auch in einem Medikamentenplan zu finden sind. In der Regel befinden sie sich direkt am Pflegestützpunkt und bieten einen unkomplizierten Einstieg in die Automatisierung klinischer Abläufe. Indem repetitive Aufgaben entfallen, unterstützen sie die Arbeit der Pflegekräfte. Diese können sich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Pflege ihrer Patienten.

ADCs ermöglichen zuverlässige Bestandsverwaltung, sichere Entnahme und mühelose Dokumentation, wodurch die 10-R-Regel einfach umgesetzt werden kann. Das Resultat sind weniger Fehler und eine erhöhte Effizienz.

Richtige Person, Medikament und Dosis: Elektronische Verordnungen sind direkt mit dem entsprechenden Patienten verknüpft. Es muss keine Handschrift mehr entziffert werden. Bei der patientenspezifischen Medikamentenentnahme wird die Pflegekraft durch Lichthinweise und Anzeigen auf dem Bildschirm zum richtigen Medikament geleitet.

Richtige Applikationsart und Zeitpunkt: Medikamente können im System mit zusätzlichen Informationen verknüpft werden und weisen die Pflegekraft damit erneut auf Applikationsart und den richtigen Zeitpunkt der Einnahme hin.

Richtige Anwendungsdauer: Auch die Einnahmedauer für den jeweiligen Patienten ist mit der elektronischen Verordnung im System gespeichert und jederzeit übersichtlich verfügbar.

Richtige Aufbewahrung: Die Temperatur lässt sich mithilfe von Sensoren überwachen. Bei Abweichungen vom Standard sendet das System eine Meldung. Kühlschränke können mithilfe von externen Schlössern in das System integriert werden.

Richtiges Risikomanagement: Generell haben nur autorisierte Nutzer Zugang zum System. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme können Meldungen und Fragen zum jeweiligen Medikament hinterlegt werden. Auch ein Vier-Augen-Prinzip lässt sich einfach einstellen.

Richtige Dokumentation: Jeder Schritt wird mitdokumentiert. Die Dokumentation muss also nicht mehr händisch erfolgen. Reports können einfach generiert werden.

Richtige Entsorgung: Hier setzen ADCs schon einen Schritt vorher an und sorgen mit intelligenter Ausgabe nach dem FEFO-Prinzip und Rückgabeoptionen dafür, dass insgesamt weniger Medikamentenverwurf anfällt.

10-R-Regel oder 5-R-Regel

5 R-Regel, 6 R oder 10 R? Jede Einrichtung entscheidet individuell, welcher Umfang und welche Komplexität der R-Regel am besten zu den jeweiligen Anforderungen passt. Letztendlich ist vor allem ausschlaggebend, dass die gewählte Leitlinie klar kommuniziert, gut verstanden und konsequent befolgt wird, um einen echten Mehrwert für die Patientensicherheit zu bieten.

Fazit: Automatisierungen verbessern die Einhaltung der 10-R-Regel

Die 10-R-Regel ist von entscheidender Bedeutung für die Patientensicherheit im Gesundheitswesen. Durch den Einsatz von Automatisierungslösungen im Krankenhaus kann die Einhaltung dieser Regel verbessert werden. Besonders automatisierte Medikamentenschränke auf den Pflegestationen unterstützen das Pflegepersonal auf unkomplizierte Weise. Sie tragen dazu bei, menschliche Fehler zu minimieren und die Gesundheit der Patienten zu schützen.

Hier schreibt:

Julian Vogelsanger aus dem Produktmanagement. Seine Erfahrungen mit MedSMART und unserem restlichen Portfolio nutzt er, um clevere Workflows für die Bedürfnisse unserer Kunden zu entwickeln.


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