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Work Life Balance – eine Einbahnstraße?


Saskia Schwarze
13. September 2022
Karriere bei Swisslog Healthcare
Lesezeit: 5 Min.
Jeder kennt die klassische Definition von Work Life Balance: Beruf und Privatleben sollen im Einklang stehen. Für viele Arbeitnehmer:innen oft eine Herausforderung – vor allem, wenn nicht nur das eigene Leben, sondern ein Familienalltag im Gleichgewicht zur Arbeit steht. Aber wer ist dafür verantwortlich, dass zwischen diesen beiden Lebensbereichen die Balance stimmt, anstatt dass sie sich gegenseitig beeinträchtigen? Wie bringen Mitarbeitende bei Swisslog Healthcare ihr Privatleben mit dem Beruf in Einklang?
Illustration von Work Life Balance

Julia Kahraman, Head of Marketing EMEA/APAC & Global Brand and Communication Manager, gibt uns einen Einblick, wie sie zum Thema Vereinbarkeit von Arbeit und Familie steht. Spoiler vorweg: Ihre Ansicht weicht ein klein wenig vom theoretischen Verständnis der Balance ab.


Julia, Du bist bei uns Teamleiterin im Marketing. Was viele nicht wissen ist, dass Du auch Mutter eines Kindergartenkindes bist. Wie ist deine Erfahrung im Umgang mit den beiden Rollen?

Nach der Geburt meines Sohnes wurde mir von meinem damaligen Arbeitgeber mitgeteilt, dass gewisse Projekte wohl eher Kollegen:innen ohne Doppelbelastung liegen. Um diese „Entlastung“ hatte ich nie gebeten. Es hat mir aber gezeigt, dass es Ansichten innerhalb des Unternehmens gibt, die ich selbst nicht mit der kleinen Feministin, die in mir schlummert, vereinbaren kann.

Kurzum, für mich ist es kein Jonglieren der Rollen, sondern vielmehr, wie offen mein Arbeitgeber gegenüber meinem familiären Lebensmodell, das klassische Rollenmuster durchbricht, ist.

Mutter und Sohn am Strand

Ehrliches Feedback: Wo stehen wir bei Swisslog Healthcare in Bezug auf Work Life Balance und inwiefern unterstützen wir die Vereinbarkeit von Job und Familie?

Ich möchte die Frage gerne ehrlich beantworten, auf die Gefahr hin, dass ich ausschweife. Mich stört das Buzzword-Bingo, das von Work Life Balance über Vereinbarkeit von Job und Familie bis hin zu Female Leadership allerlei Schmankerl bereithält. Alles nicht falsch, in der Theorie durchdacht und mit Ideen und Handlungsempfehlungen versehen.

Mittlerweile wage ich mich aber an die These, dass Vereinbarkeit von Arbeit und Familie falsch ist, weil es als Einbahnstraße formuliert ist. Wir gehen von einem Job aus und erwarten, dass sich eine Familie an die damit einhergehenden Bedingungen anpasst? 

Konkret stellen sich mir dabei folgende Fragen:

  1. Warum steht der Job an erster Stelle der Aufzählung?
  2. Wieso wollen wir einen Job, also eine Rolle, mit einer Gemeinschaft, der Familie, vereinbaren?

 

Korrekt wäre eher Vereinbarkeit von Familie und Arbeitgeber. Bei dieser Formulierung liegt der Fokus auf zwei Gemeinschaften, die aneinander angeglichen werden.

Innerhalb meiner Familie ist es mir wichtig, dass wir eine offene Gesprächskultur pflegen, unterschiedliche Meinungen annehmen, kein geschlechtsspezifisches Rollenmodell leben und aufeinander aufpassen – und das wünsche ich mir auch von meinem Arbeitgeber.

Head of Marketing, EMEA/APAC & Global Brand Manager

Mir ist mit der Geburt meines Kindes klar geworden, dass zur Vereinbarkeit eben auch gehört, dass es eine Schnittmenge der familiären und arbeitgeberbezogenen Ansichten gibt. So entsteht nicht nur ein Match, das allein auf Kompetenzen und Jobprofil beruht, sondern eins, das von einer langfristigen, beidseitigen Loyalität und Verständnis füreinander geprägt ist.

Julia Kahraman

Inwieweit siehst Du, dass wir als Unternehmen mit den Werten, die Dir in Deinem Privatleben wichtig sind, zusammenpassen? Ist es für Dich ein Match, das im Gleichgewicht steht?

Intuitiv würde ich nach rechts swipen. Als Teil des Leadership-Teams bin ich womöglich nicht die richtige Ansprechpartnerin dafür, glaubwürdig zur Offenheit unserer Gesprächskultur Stellung zu beziehen, da ich nur bedingt die Perspektive aller Mitarbeitenden einnehmen kann.

Innerhalb meines Teams kann ich jedoch mit gutem Gewissen behaupten, dass es keine Themen gibt, bei denen wir den offenen Austausch scheuen.

Mir ist es insbesondere wichtig, dass jedes Teammitglied – egal ob Schülerpraktikant:in oder Senior Marketing Manager:in – sich traut, Probleme, aber auch neue Impulse, offen auszusprechen. Das heißt häufig auch, mir zu widersprechen. Wie auch zuhause verbirgt sich hinter dem Mut zu unterschiedlichen Meinungen auch ein Konfliktpotential, an dem wir alle im Team, mich eingeschlossen, aber vor allem wachsen und lernen, uns in unterschiedliche Rollen, Charakter und Hintergründe hineinzuversetzen – was insbesondere im Marketing eine fundamentale Kompetenz ist.

Rollenmodelle nicht nach Geschlecht zu definieren, sondern nach Fähigkeiten bringt mich zurück zu der kleinen Feministin in mir und um das klarzustellen: Nein, ich suche nicht bevorzugt nach Frauen. Und stelle auch nicht bevorzugt Eltern ein. Aber ich würde auch keinen Mitarbeitenden einstellen, der Kolleginnen für weniger kompetent hält als männliche Mitarbeiter oder Eltern eine geringere Leistungsfähigkeit im Beruf unterstellt.

Mir geht es vorrangig um das Mindset meiner Kolleg:innen und darum, ob sie neben der fachlichen Qualifikation Charakterfacetten in das Team einbringen, die wir noch nicht abdecken. Überschneidet sich das mit den Werten bei Swisslog Healthcare? Definitiv. Männern in Elternzeit, Frauen in Führungspositionen und vor allem einem durchdachten und flexiblen SMART Work Programm sei Dank, ist das hier zum Glück noch nicht einmal ein Thema, das es bedarf in einem so langen Paragrafen erläutert zu werden.


Wo können wir uns noch verbessern?

Ich finde, wir sind mit unserem SMART Work Programm, einem fundierten Performance Management und flexiblen Office-Modellen für ein Unternehmen unserer Größe und mit einem Maschinenbau-Hintergrund dem Zeitgeist schon voraus.

In die Zukunft gesprochen wünsche ich mir, dass wir ein noch flexibleres Jobprofil ermöglichen. Damit meine ich nicht, dass unsere Ingenieure, in einer Art Jobkarussell, auf einmal als Grafikdesigner arbeiten. Es geht vielmehr um die Möglichkeit eines internen Quereinstiegs als Teil der Personalentwicklung.

Kleines Gedankenspiel: Warum kann jemand aus dem Vertrieb im Außendienst bei verändertem familiärem Umfeld nicht zum Beispiel im Recruitment arbeiten? Die Kernkompetenz, Menschen zu überzeugen ist vorhanden. Tools und Prozesse sind immer neu und lassen sich lernen.


Bevor Deine Purple Journey bei uns angefangen hat, warst Du bei KUKA. Warum hast Du Dich für einen konzerninternen Wechsel von KUKA zu Swisslog Healthcare entschieden?

Reines Bauchgefühl, das durch zwei Situationen, die ich vor meinem Wechsel erlebt habe, bestätigt wurde:
  1. Anstatt Zweifeln daran, ob ich die bevorstehende Arbeit auch als Mutter stemmen kann, wurde ich gefragt, wie ich seitens Swisslog Healthcare unterstützt werden kann.
  2. In einem Meeting durfte ich die Teams der Produktentwicklung für Software und Applikationen kennenlernen. Sowohl auf Produktmanagement- als auch auf Entwicklungsseite stand ich weiblichen Teamleiterinnen gegenüber. Ich finde es bis heute stark, für das gefühlt einzige Unternehmen zu arbeiten, in dem Frauen in leitenden Positionen nicht nur im HR und Marketing angestellt sind. Ich dachte nie, dass ich anfällig für Rolemodels bin – doch das bin ich.

 

Danke Julia – nicht nur für Deine Zeit und den Einblick in Deine Arbeit und Dein Privatleben, sondern auch, dass Du uns dazu animierst, das bekannte Modell der Work Life Balance neu zu überdenken.

 

Möchtest auch Du Teil unseres Teams werden? Erfahre mehr über Swisslog Healthcare als Arbeitgeber und unsere offenen Stellen.

Hier schreibt:

Saskia Schwarze, HR Manager Northern Europe & GCC, ist für alle Themen rund um Menschen und Kultur im Unternehmen zuständig. Sie fördert die Entwicklung unserer Mitarbeitenden, damit diese sich weiterentwickeln und in ihrer Arbeit immer erfolgreicher und zufriedener werden.


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